Wracktauchen ist eigentlich ganz einfach…

Tauchsafari mit Bettina, Clemens, Dieter, Doris, Oliver, Susi und Volker im Oktober 2012

Von Doris Doll: Wenn man es kurz zusammen fassen will: das Einfachste am Wracktauchen im Roten Meer war  eigentlich das Wracktauchen selbst. Doch bis wir sieben endlich unter Wasser waren und noch dazu in der Nähe der Schiffsreste, dazu bedurfte es doch einer gehörigen Portion Geduld und Gelassenheit.

Zunächst einmal das Ziel Ägypten. Die Nennung des Reiseziels sorgte für besorgte Gesichter bei  Familie und Freunden: „Seid Ihr sicher? Da gibt es doch Unruhen!“  Doch vor unserer einwöchigen Wrack-Safari Mitte Oktober sah die politische Situation noch etwas entspannter aus – nach den jüngsten Mursischritten in Richtung Diktatur wären wir wahrscheinlich nicht so zuversichtlich gen Süden geflogen.

Die zweite etwas größere Hürde am späten Abend auf dem Flugplatz in Hurghada: Weder vor noch nach der Passkontrolle war unser Fahrer zu finden. Nirgendwo unsere Namen auf den hochgehaltenen Tafeln, nirgendwo der Name unserer Agentur. Nach gut einer Stunde eifrigen Suchens und Fragens dann eben ein Taxi nehmen. Natürlich passten nicht alle Taschen in den Kofferraum. Der Rest kam  auf´s Dach – nur gehalten von einer wenige Zentimeter hohen Reling. Befestigung? Nicht nötig – so die Einstellung des Fahrers. Entgegen unserer Befürchtungen kamen jedoch alle, auch die Taschen,  am Ziel an.

Dann am Hafen: Wir warteten auf das Zodiac, das uns zu unserem Tauchschiff bringen sollte. Die Agentur-Angestellte Ines kam mit leuchtenden Augen und mit einer Überraschung an:  Wir bekommen ein generalüberholtes Schiff und sind die ersten Taucher , die mit ihm auf Tour gehen dürfen. Und außerdem: Das Boot ist nur zur Hälfte, also mit insgesamt 14 Tauchern belegt.

Bei näherer Betrachtung hatte dieses Premierenerlebnis dann doch seine Schattenseiten. Davon abgesehen, dass die meisten Crewmitglieder wahrscheinlich noch nie einen Taucher gesehen hatten und so relativ hilf- und ahnungslos im Wege standen, dass Flaschenhalterungen und Spülbecken erst noch angebracht bzw. aufgestellt werden mussten, beschäftigte uns mehr die Tatsache und damit die nächste Hürde, dass unser Schiff noch gar nicht abfahrbereit war.

Der Testlauf des Vortages hatte ergeben: Zu kleine Schiffsschrauben. Da der Austausch klein gegen groß – Ägypter sind eben harte Hunde – unter Wasser stattfand, passierte eben das, was nicht passieren sollte: das Gewinde der Steuerbordschraube hielt den rohen ägyptischen Muskelkräften nicht stand. Eine neue Schraube musste her. Unter großer Anteilnahme der fachsimpelnden Taucher aus Deutschland – glücklicherweise waren lauter ausgewiesene Schiffsschraubenmechaniker an Bord – und unter großem Geschrei der nicht weniger fachmännischen Ägypter gelang die Unterwasser-Austausch-Aktion.

Einen Tag verspätet und voller Vorfreude ging es dann endlich auf die Wracktour „Nord“.  Es galt jetzt noch die Hürde der richtigen Nitroxbefüllung zu nehmen – unser Guide wandte da die Methode „pi mal Daumen“ an, aber dann – dann wurde es endlich einfach. Perfektes Wetter und ebensolche Verpflegung sorgten für ungetrübte Grundstimmung an Bord. Sieben Wracks konnten wir betauchen, mal bei  Strömung, mal in der Nacht, aber immer bestens vorbereitet und gecouched von Susi und Oli.  Angesichts dessen, mit welcher Begeisterung Flora und Fauna des Meeres sich die Dokumente der menschlichen Unvorsichtigkeit und der Kriegslüsternheit sich zu eigen gemacht und die Wracks mit schier überbordendem Farben- und Formenreichtum überzogen haben, fragt man sich,  was Fische und Korallen nur ohne die Schiffswracks da unten so machen würden. Wir Taucher hätten jedenfalls nicht dieses einmalige Erlebnis einer Unterwasser-Wunderwelt.

Jetzt müssen sich nur noch die Muslimbrüder beruhigen, dann geht es nächsten Herbst zur Süd-Wrack-Tour. Und Ines wird sich vorab persönlich – versprochen ist versprochen – vom ordnungsgemäßen Zustand der Schiffsschrauben überzeugen …

„Unsere“ Wracks:

Giannis D. (Holzfrachter) ruht seit April 1983 als ideal und gut zu betauchendes Wrack am Riff von Abu Nuhas.  Sie liegt zwischen 7 m und 27 m überwiegend aufrecht am Grund. Das Mittelteil des Schiffes ist stark zerstört.

Die Ulysses lief 1887, beladen mit Elektroausrüstung, vor Littel Gubal Island auf, und liegt heute nicht einmal 100 m entfernt vom Leuchtturm auf Gubal Island. Die ersten Trümmer finden sich auf 2 m. Auf  etwa 30 m liegt das gut erhaltene, schräg liegende Heck mit der altertümlichen Schraube.

Die Dunraven war ein Dampfsegler , beladen mit Baumwolle, Gewürze und Holz; sie sank im April 1876 und liegt zwischen 16 und 28 m Tiefe.

Die Thistlegorm wurde während des 2. Weltkriegs von deutschen Kampfflugzeugen am 6.10.1941 versenkt. Das britische Schiff war als Truppen-, Material – und Munitions-Versorgungsfrachter unterwegs.

Auf der Westseite von Gubal Island schlummert die Rosalie Moller seit nunmehr 1941.
Das Wrack liegt im Freiwasser zwischen 25 m und 52 m.

Die Chrisoula K versank im August 1981 mit einer Ladung italienischer Bodenfliesen. Das Wrack liegt an der nordöstlichen Ecke des Shaab Abu Nuhas in einer durchschnittlichen Tiefe von 18m liegt. Der Bug befindet sich schon auf 12m Tiefe.

Die
Carnatic zählt zu den am schönsten bewachsenen Wracks im Roten Meer. Zur Ladung gehörten Goldmünzen, Post und Baumwolle. Sie sank im September 1869 und liegt zwischen 18 m und 26 m quer zum Riff bei Abu Nuhas.

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1 Kommentar » for Wracktauchen ist eigentlich ganz einfach…
  1. Gamerdinger, Oliver sagt:

    Von den meisten meiner Mittaucher wurde vor Beginn der Reise befüchtet, dass die Wracks tief und unheimlich sind, doch nach jedem Tauchgang hatten Sie ein Leuchten in den Augen. So dass ich dieses leuchten als nach einem Mehr verstanden haben.
    Die von uns während der Safari betauchten Wracks waren generell für alle Art von Tauchern geeignet. Es war zu keinem Zeitpunkt ein Problem das meine Mittaucher überfordert wurden.
    Mir hat es mit den Sechsen auf dem „fast“ leeren Boot sehr viel Spass gemacht und die einhellige Meining ist „Wiederholungswürdig“.

    Ich hoffe wir bekommen vom Verein mal einen Vollcharter zusammen. Als last uns Tauchen gehen.

    Gruß
    Oliver

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